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Norwegens Hiroshima (Text von Hans Sahlberg, Hammerfest)
Hammerfest - Bilder aus der Stadt meiner Kindheit (Text von Gunnar Hagen, Hammerfest)
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Text von Hans Sahlberg, Hammerfest Historielag (Geschichtsverein)
Mit Recht kann man diese Überschrift gebrauchen, denn außer einer kleinen Grabkapelle war nichts verschont geblieben. Die "Taktik der verbrannten Erde" hatte funktioniert. "Warum?" fragen die jungen Menschen von heute. Man glaubte, dass die Russen hinter den fliehenden deutschen Truppen hinterher kämen, und deswegen sollte kein Stein auf dem anderen bleiben. Die Russen jedoch kannten den nordischen Winter und sind "zu Hause" geblieben.
Das hat jedoch nichts genutzt, denn die schöne alte Stadt mit ihren interessanten Gebäuden ist nicht mehr. Viele nette Menschen haben dem Hammerfest Historielag (Geschichtsverein) Fotos, Postkarten, Spenden und kleine Andenken geschickt, so dass man wenigstens mit deren Hilfe an die Vergangenheit anknüpfen kann. Wir vom Historielag würden uns über weitere Dokumente aus unserer Vergangenheit sehr freuen (bis ca. 1950, besonders jedoch deutsche Besatzungszeit 1940 bis 1945). Selbstverständlich kann eine Ausstellung, wie wir sie im Sommer 1995 hatten, nur Erinnerungen hervorrufen, aber wenn man nichts anderes hat als das, ist man schon zufrieden. Wir sind ja nicht die einzigen Menschen in der Welt, die durch Krieg alles verloren haben.
Unsere Ausstellung "Okkupasjon - Frigjøring - Gjenreisning" (Besetzung - Befreiung - Wiederaufbau) im Rathaus von Hammerfest war vom 6. Juni bis zum 10. August 1995 täglich geöffnet und wurde von über 4.000 Personen besucht - die Hälfte waren Touristen. Da diese Ausstellung so gut ankam - bei sowohl Norwegern wie Ausländern - bekam der Historielag den Kulturpreis der Stadt Hammerfest für 1995. Das war für uns, die wir ehrenamtlich dort arbeiten, eine Vitaminspritze, und deswegen sind wir nun sehr aktiv, um etwas größere Ausstellungsräume zu bekommen und somit die gesammelten Zeitdokumente richtig und jederzeit präsentieren zu können.
Unsere Hoffnung ist ein gemeinsames Ziel: ein besseres und glücklicheres Europa und Frieden für alle Menschen.
Text von Gunnar Hagen, Hammerfest
"Deutschland über alles" sangen die deutschen Soldaten, als sie durch die Straßen von Hammerfest marschierten. "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" sangen die Kinder in der Mittelschule. Wir bekamen die Antwort 1944/45. Da verschwand unsere kleine Stadt. Eine Epoche in der Geschichte der Stadt Hammerfest war abgeschlossen. Als wir nach der Evakuierung zurück kamen, versuchten wir das Zerstörte wieder aufzubauen. Das war nicht möglich, vielleicht auch nicht wünschenswert. Die Zeiten hatten sich geändert. Aber wir sind die Erben, wir tragen es in uns, was unsere Eltern geschaffen haben, wie sie lebten. Sie wollten uns gerne etwas hinterlassen, die Alten. Und das waren nicht nur Häuser und Dinge, an denen sie hingen. Uns bleibt die Erinnerung daran, und die soll nie verblassen.
Zerstörte Häuser waren den Hammerfestern nichts Unbekanntes, sie sahen sie sowohl nach 1809 als auch nach dem Großfeuer 1890 und zuletzt, als die Stadt mit deutscher Gründlichkeit kurz vor Kriegsende 1945 eingeebnet wurde. Stadtgebiet und Hafen lagen voller Minen, und deshalb dauerte es einige Zeit, bis die Bevölkerung nach der Evakuierung heimkehren konnte. Manche kamen aus dem Konzentrationslager Grini bei Oslo, manche kamen aus Deutschland; die meisten kamen aus Gemeinden in Ostnorwegen, wo alles so flach und ganz anders war, und wo man sich nicht heimisch fühlte. Im Friedensjubel 1945 wussten sie aber, dass ihnen eine harte Zeit bevorstand. Vor der Entlausungsstation in Tromsø stand eine lange Schlange, denn sauber musste man auf jeden Fall nach Hause kommen.
Die erste Nachkriegszeit, die man in Baracken verbrachte, war geprägt von politischer Unruhe. Viele wollten radikale Änderungen. Politische Ansichten stießen in der Finnmark aufeinander. In der ersten Zeit gab es keine Lokalzeitungen, statt dessen fanden Versammlungen statt. Die Heimkehrer arbeiteten zuerst im Hafen. Das war eine Art ungeschriebenes Gesetz, ehe einem eine Baracke zugeteilt wurde. Alle, ohne Rücksicht auf sozialen Status, packten mit an. Die alten Stauer sahen dem Ganzen gelassen zu.
Es wimmelte von Experten aus Südnorwegen, solide Fachleute und weniger solide Abenteurer. Man dirigierte das Ganze von Oslo aus, zeichnete Häuser und Scheunen und wusste alles so viel besser. Die Leute in der Finnmark nahmen dankend an, was ihnen gegeben wurde: den allmächtigen Bezirksingenieur mit seinem bürokratischen Gefolge, süd-norwegisches Besserwissen, Schuldscheine und Häusertypen, deren Dächer an über die Ohren gezogene Schirmmützen erinnerten.
Aber das gesellschaftliche Leben blühte. Überall gab es offene Türen. Nie war es zu spät zum Kaffeetrinken zu kommen. Später wurde alles steifer. Hinter Betonwänden und auf teuren Teppichen, mit Schrankwand und eingebautem Fernsehapparat verschwanden Spontaneität und einfache Bewirtung. Nun sitzt man da und wartet. Man klagt darüber, dass etwas verschwunden ist. Man vermisst die Freunde, und dass jemand zu unmöglichen Zeiten an die Tür klopft, so wie damals in der Barackenzeit.
Quelle: Hammerfest - Bilder aus der Stadt meiner Kindheit; Gunnar Hagen; G. Hagens Forlag, Hammerfest, 1989
Hammerfest - Bilder aus der Stadt meiner Kindheit; Gunnar Hagen; G. Hagens Forlag, Hammerfest, 1989;
Hammerfest-Jahrbücher Øyfolk; Hammerfest Historielag, jährlich ab 1990;
Hammerfest-Kalender; Hammerfest Historielag, jährlich ab 1996;
Til befolkningen! Brannhøsten 1944 - gjenreisingen etterpå; Anders Ole Hauglid, Knut Erik Jensen, Harry Westrheim; Universitetsforlaget, 1985;
Finnmark brenner! Minner og dagsboksnotater fra 1944 - 45; Laila Thorsen; Tiden Norsk Forlag, 1982
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