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Die "Ivei"-Tragödie am 10.3.1944 in Hammerfest
Schwägerin getötet von deutschem Wachtboot (FD-Artikel vom 28.8.1996)
Bericht zur "Ivei"-Tragödie in der "Trollposten" 1997-4
Neues Licht über der "Ivei"-Tragödie (FD-Artikel vom 13.5.1997)
Norwegische Frau von Hafenschutzboot NH-23 bei Hammerfest getötet
Am 28.8.1996 berichtete Bjørn R. Jensen im "Finnmark Dagblad - FD" unter der Überschrift "Svigerinne drept av tysk vaktbåt" (Schwägerin von deutschem Wachtboot getötet) von der "Ivei"-Tragödie, die über 50 Jahre lang in der Erinnerung der Beteiligten fest bewahrt blieb.
Hammerfest (FD): Mitten am hellen Tag, am 10. März 1944, ist das Frachtboot "Ivei" auf dem Weg hinein nach Hammerfest mit Fisch für die deutsche Fischfiletfabrik (Vertilo - Lohmann). Da wird das Boot von einem deutschen Wachtboot beschossen, das vor Melkøya liegt. An Bord des kleinen Bootes wird die 31 Jahre alte Borghild Pedersen getroffen und getötet.
Als das "Finnmark Dagblad" am 24.8.1996 über den Besuch von Fritz Fadranski in Hammerfest berichtete ("Hammerfest-Freund an alten Stätten"), kam all das Grausame wieder zurück, sagt Olav Pedersen in Rypefjord. "Es sind viele schlaflose Nächte mit Alpträumen und Beschwerden in allen diesen Jahren gewesen. Borghild war meine Schwägerin, und ich saß neben ihr in der Kajüte, als sie erschossen wurde und in ihrem Blut auf dem Boden lag."
Das Frachtboot "Ivei" war zum Fischtransport für die deutsche Filetfabrik Vertilo - Lohmann in Hammerfest beordert. An Bord waren Olav Pedersen, damals 25 Jahre, sein Bruder, die Frau seines Bruders, Borghild Pedersen, der Pflegevater und Wilmar Pedersen. Voll geladen waren sie auf dem Weg zur Stadt, als das Wachtboot aus einigen hundert Metern Feuer gab. "Das Rettungsboot der "Ivei" war so aufgehängt, dass es das Blinklicht des Wachtbootes verdeckte. Niemand hat das Blinken gesehen, zumal es mitten am helllichten Tage war. Die "Ivei" war ein bekanntes Boot in der Stadt, und das Wachtboot war unterrichtet worden von einem anderen Boot, dass wir da kamen. Aber die haben trotzdem losgefeuert. Direkt in die Schiffsseite," erzählt er. "Die Schüsse gingen durch die Bordwand und in die Kajüte. Ein Schuss traf den Hals meiner Schwägerin. Sie saß nur wenige Zentimeter neben mir. Sie starb kurz danach. Sie hatte drei Kinder. Das Wachtboot ging vor uns in den Hafen, um den Sieg bekannt zu machen, nehme ich an. Es war ein tragisches Geschehen, das mich nie los gelassen hat. Am Anfang habe ich nichts gemerkt, aber nach dem Krieg hat mich das alle Jahre gepeinigt," sagt er.
Eine Erklärung oder Aufklärung bekamen sie nie. Nicht während des Krieges und auch nicht danach. Viele hatten das Schussdrama verfolgt. Eine Volksmenge hatte sich versammelt, als "Ivei" an den Kai anlegte. "Als ich den Artikel in der "Finnmark Dagblad" am Samstag sah mit Fritz Fadranski und dem Wachtboot, wo er in Hammerfest an Bord war, da kam alles wieder zurück. Ich wurde aufgeregt und konnte nicht schlafen. Ich lese, dass er vieles vom Krieg gesammelt hat, und da kann er wohl einiges über dieses Geschehen erzählen und erklären, was uns alle Jahre gepeinigt hat," sagen Olav Pedersen und seine Frau Hanna.
Ende des Artikels aus dem "Finnmark Dagblad". Übersetzung von Hans Sahlberg, Hammerfest
Mit der Unterstützung von Fritz Fadranski konnte ein bedauerliches Ereignis aus der deutschen Besatzungszeit in Norwegen, genauer in Hammerfest, mehr als 50 Jahre nach der Tat aufgeklärt werden.
Am 10. März 1944 wurde Borghild Pedersen auf dem Frachtboot "Ivei" durch Schüsse des deutschen Hafenschutzbootes NH-23 bei Melkøya in der Nähe von Hammerfest getötet. Die Pedersen-Familie bekam nie eine Erklärung, ob die Verantwortlichen bestraft wurden, und ein Bedauern von deutscher Seite fehlte seither ebenfalls. Nun 53 Jahre später, kommt Licht in das Geheimnis und eine Entschuldigung. Das Geschehen machte tiefen Eindruck auf einen, der während des Krieges Dienst hatte bei der deutschen Hafenschutzgruppe in Hammerfest, den ehemaligen Marinematrosen Fritz Fadranski. Über Arnulf Olsen, ehemaliger Bürgermeister von Hammerfest und heutiger Vorsitzender vom Hammerfest Historielag (Geschichtsverein), wurde dieser Vorfall bekannt. Sowohl Fadranski als auch Olsen versuchten herauszufinden, was damals geschah - genau vor 53 Jahren. "Dieses tragische Intermezzo am 10. März 1944 gab mir keine Ruhe", sagte Fadranski.
Im März 1996 bekam Fadranski Kontakt mit Ernst-Otto Waldrich aus Uelzen, der auf NH-22 (Schiffname "Onkel Oskar") als Obergefreiter Dienst hatte. Er konnte sich gut erinnern an das Geschehen und erzählte: "Ich war auf dem Wachtboot NH-22 und sah, dass "Ivei" von NH-23, einem unserer Schwesterschiffe, beschossen wurde. Der Kommandant dort war Steuermannsmaat Günter Kuckey. Wir signalisierten an NH-23, dass sie den Beschuss stoppen sollten." Der Beschuss hörte endlich auf, aber es waren mehrere 20mm-Kanonenschüsse gegen "Ivei" abgefeuert worden. Es wurde gegen das Steuerhaus und in die Wasserlinie geschossen. Dabei wurde die damals 31-jährige Borghild Pedersen tödlich getroffen. "Wir sind der "Ivei" in den Hafen von Hammerfest gefolgt, aber auch NH-23 kam nach. Es war nach Hammerfest zurück gerufen worden, und Unteroffizier Kuckey musste Rapport ablegen. Er wurde daraufhin zum Matrosen degradiert und bekam 21 Tage Arrest. Danach wurde er strafversetzt auf einen so genannten Kriegsfischkutter", erzählt Ernst-Otto Waldrich weiter.
Arnulf Olsen vom Historielag hat sowohl mit Osvald Pedersen als auch mit Wilmar Pedersen gesprochen. Wilmar stand im Steuerhaus; als die Schüsse fielen und erzählte, dass die Hafenschutzboote Befehl hatten, zu morsen oder Warnschüsse zu benutzen, wenn verdächtige Boote gestoppt werden sollten. Ob das Rettungsboot der "Ivei" die Sicht versperrt hat, weiß er nicht, aber man hat kein Signal erfasst, bevor die Schüsse kamen. Wilmar erzählt auch, dass der Kapitän Ragnvald Normann mit dem Boot "Ruth" bei Melkøya lag und gerufen hat, dass die "Ivei" mit Fisch für die Fischfabrik beladen sei. Der Kommandant der NH-23 jedoch hatte sehr arrogant geantwortet und Normann abgewiesen. Wilmar Pedersen und Ragnvald Normann gingen sofort in das Büro vom deutschen Hafenkapitän Helmut Ungerland. Als dieser fragte, ob man Warnschüsse gehört hätte, antwortete Normann ein unbedingtes "Nein". Helmut Ungerland war rasend und erzählte, dass die Mannschaft der NH-23 zur Zeit aus Honningsvåg kam, und dass man bereits dort Probleme mit ihnen hatte.
Die Detektivarbeit hat nun ein neues Licht auf das dramatische Geschehen geworfen und wie die deutsche Seite reagierte, aber diese Entscheidungen in den Jahren nicht an die Öffentlichkeit dringen ließ. Die Erklärungen von beiden Seiten bestätigten die Richtigkeit des Geschehens. Fritz Fadranski hat auch eine Antwort auf eine genauso alte Frage bekommen: Warum er nämlich Mitte April 1944 auf die NH-23 versetzt wurde, als er von einen Lehrgang in Dänemark nach Hammerfest zurück kam, einen Monat nach dem Schussdrama. Immerhin musste er als einfacher Matrose für etwa einen Monat das Kommando auf NH-23 übernehmen, bis ein neuer Kommandant zur Stelle war. Und die "Ivei"-Tragödie wurde vor ihm verschwiegen. Fadranski, der selbst bei der Tragödie nicht dabei war, meint, dass Krieg schlimmer als eine Naturkatastrophe sei. "Denn einen Krieg könne man vermeiden. Deshalb müssen wir weiterarbeiten und mehr Freunde finden, die unsere schwierige Aufgabe unterstützen - Krieg zu verhindern", sagt Fadranski.
Dieser Bericht erschien unter dem Titel "Krieg in Hammerfest" in der "Trollposten" 1997-4. Herausgeber Dieter Pilz, Marburg. E-Mail: dieter.pilz@gmx.de
Am 13.5.1997 berichtete Bjørn R. Jensen im "Finnmark Dagblad" unter der Überschriften "Nytt lys over "Ivei"-tragedien" (Neues Licht über der "Ivei"-Tragödie) und "Etterforskningen i "Ivei"-saken" (Die Nachforschung im "Ivei"-Fall) abschließend von der "Ivei"-Tragödie, die nun 53 Jahre später aufgeklärt werden konnte, und somit die überlebenden Beteiligten zur inneren Ruhe finden können. Da in diesem Artikel keine neuen Fakten erscheinen, verzichten wir hier auf dessen Wiedergabe.
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