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Suche nach dem Vater von Henriette Meuser
Suche nach Angaben zu Luftwaffen-Unteroffizier Gustav Schauf
Suche nach Verwandten von Ann Karin Biewald
Auf dieser Seite stellen wir Platz für die Suche nach Personen oder nach Informationen zur Verfügung, die im Zusammenhang mit den Inhalten unserer Arbeit stehen. Also zum Beispiel Kriegskinder, Wehrmachtsangehörige, Wehrmachtsstrafgefangene, Zwangsarbeiter, zerstörte Finnmark-Orte und weitere Such-Themen. Der Eintrag ist selbstverständlich kostenlos, unverbindlich und jederzeit widerrufbar. Eigene Such-Beiträge senden Sie bitte an uns mit möglichst exakten Angaben, gerne mit Fotos oder weiteren Dokumenten.
Wir verfügen über ein Feldpostnummern-Verzeichnis von Norwegen 1940 - 1945 und beantworten gerne Ihre Anfrage nach Ort, Einheit oder Feldpostnummer, soweit möglich. Sie können einen Ort oder eine Einheit (Wehrmacht, Waffen-SS oder Organisation Todt) oder eine Feldpostnummer nennen, und wir senden Ihnen die uns dazu vorliegenden Informationen.
Henriette Meuser wurde am 7.7.1945 im Kriegslazarett 901 der Reservation Hønefoss in Norwegen geboren. Ihre Mutter war die deutsche Köchin Johanna Pauline Meuser, Rufname Paula oder Hanni, geboren am 29.11.1907 in Dortmund, Heimatanschrift Putbusser Str. 46, Berlin N 31.
Paula Meuser (Fotos 1, 2, 3) war 12 Jahre lang bis Ende 1943 in Holland angestellt, wo sie während der ersten Kriegsjahre wahrscheinlich den unten genannten Portepee-Unteroffizier "Hermann" kennen lernte. Wahrscheinlich wurde er 1943 nach Nord-Norwegen versetzt, und Paula Meuser folgte ihm dorthin, indem sie sich als Lazarett-Köchin bei der Organisation Todt (OT) in der Einsatzgruppe Wiking anstellen ließ. Sie war vom 1.1.1944 bis 2.10.1944 in Fauske bei der Eisenbahn-Oberbauleitung (Leiter Reg. Baurat Hff. Merkle, Vorzimmer Frl. Felten, wahrscheinlich Feldpostnummer 31289) stationiert, danach vom 3.10.1944 bis Mai 1945 ebenfalls als Lazarett-Köchin bei der Abschnittsbauleitung in Mo i Rana (wahrscheinlich Feldpostnummer 07989) stationiert. Ein Organigramm der Eisenbahn-Oberbauleitung Fauske von Anfang 1944 benennt sie als Köchin Frl. Meuser im Sanitätswesen (Einsatzarzt Dr. Dähne, Frontarzt Dr. Klar, Hilfskraft Frl. Lemois, Ober-Schwester Frl. Klutz, Schwester Frl. Grems, Schwester Frl. Tönnesen, Verwaltung Otf. Olejniczak). Die Baracken der Eisenbahn-Oberbauleitung (genannt "Lille Berlin") standen auf dem Gelände, wo sich heute das Bygdetunet Museum Fauske befindet.
Höchstwahrscheinlich während der Zeit in Fauske wurde Paula Meuser schwanger. Leider hat sie während ihres gesamten Lebens den Vater ihrer Tochter Henriette konsequent verschwiegen bzw. sogar bewusst falsche Angaben gemacht (in der norwegischen Ausreise-Kartei wird ein sicherlich falscher "Ewald" genannt). Möglicherweise war der Vater verheiratet und hatte Paula Meuser um Verschwiegenheit gebeten, um Schwierigkeiten mit seiner eigenen Familie vorzubeugen. Es ist somit vollkommen ungeklärt, ob es sich um einen deutschen Angehörigen der Organisation Todt handelt, oder um einen Angehörigen der deutschen Marine, oder um einen Norweger oder um einen anderen der am Eisenbahn- und Straßenbau beteiligten Männer, die z.B. bei Spezialfirmen aus der Schweiz, Luxemburg oder Österreich als erfahrene Tunnel- und Brückenbauer ebenfalls dort eingesetzt wurden. Immerhin hatte Paula Meuser über den Vater ihres Kindes mal gesagt, dass er Tiefbau- und Vermessungsingenieur gewesen sei, aber diese Angaben müssen nicht unbedingt stimmen.
Einen möglichen Hinweis auf den Vater könnte ein Portepee-Unteroffizier (Oberbootsmann, Obersperrwaffenmeister?, Fotos 3, 4, 5) liefern, der wahrscheinlich auf einem Sperrwaffen-, Minensuch-, U-Boot-Jagd- oder Vorposten-Schiff stationiert war, denn er trug das Minensuchabzeichen ("Sprudel-Orden"), außerdem wahrscheinlich das E.K.II und eine andere Auszeichnung. Es ist leider nur sein wahrscheinlicher Vorname "Hermann" bekannt, und er war mit Paula Meuser über mehrere Jahre hinweg befreundet - aber er muss nicht der Vater ihres Kindes sein. Wahrscheinlich war seine Einheit 1944 in Sandnessjøen (oder Bodø?) stationiert, und möglicherweise war er Kommandant auf dem Schiff, das mit Sicherheit ein ehemaliger Fischdampfer war. Da er zur Zeit seines Einsatzes in Norwegen wohl über 40 Jahre alt war, dürfte es sehr fraglich sein, ob er heute noch lebt, falls er den Krieg überlebt haben sollte. Für Sandnessjøen sind u.a. die Feldpostnummern 01682 (Sperrwaffenkommando), 16201 (Minenräumschiff "Bali") und 54597 (Vorpostenflottille 66, auch Bodø) bekannt.
Es konnten einige Hinweise gefunden werden hauptsächlich im Riksarkiv Oslo. In den Lebensborn-Akten scheint dieser Fall nicht enthalten zu sein.
Fragen:
- Wer kann Auskunft geben über Bekannte von Paula Meuser während ihres Einsatzes in Norwegen, besonders in der Zeit um Oktober und November 1944 in Fauske und Mo i Rana?
- Wer kann Auskünfte geben über den genannten Portepee-Unteroffizier (Oberbootsmann?) "Hermann"?
- Gibt es norwegische Personen, die vielleicht als Hilfskräfte bei der Eisenbahn-Oberbauleitung in Fauske beschäftigt waren und sich an Paula Meuser sowie deren Bekannte erinnern können?
Fotos:
[Foto 1: Paula Meuser ca. 1932]
[Foto 2: Paula Meuser (Mitte)] während der Zeit in Norwegen ca. 1944 mit zwei Freundinnen, wahrscheinlich Krankenschwestern (Frl. Klutz?, Frl. Grems?, Frl. Tönnesen?)
[Foto 3: Paula Meuser (2. von links, Nummer 1)] während der Zeit in Norwegen ca. Mitte 1944 mit zwei befreundeten Krankenschwestern (Frl. Klutz?, Frl. Grems?, Frl. Tönnesen?) zu Besuch in einer Marine-Einheit, möglicherweise Minensucher oder U-Boot-Jäger oder Vorpostenboot, möglicherweise in Sandnessjøen. Die Baracke trägt die Bezeichnung "Grenatzli-Bar(acke)". Es konnte bisher nicht geklärt werden, ob es sich bei dieser Bezeichnung um einen Fantasie-Namen oder um einen Namen mit realistischem Hintergrund handelt. Jedenfalls sollen Baracken von diesem Typ nicht bei der Eisenbahn-Oberbauleitung in Fauske verwendet worden sein, und Bezeichnungen sollen sie auch nicht gehabt haben. Auf dem Foto ist auch "Hermann" zu sehen (6. Person von links, Nummer 2)
[Foto 4: "Hermann" Januar 1944] wahrscheinlich an Bord seines Schiffes in Norwegen, möglicherweise in Sandnessjøen. Es konnte noch nicht geklärt werden, ob die im Hintergrund sichtbare Hafenbebauung (davon ein Gebäude mit Flachdach und Feuerleiter) zu Sandnessjøen in damaliger Zeit passt. Der Hafen von Bodø soll es jedenfalls nach Auskunft der Museumsleitung in Bodø nicht sein.
[Foto 5: "Hermann" zu Pfingsten 1941] wahrscheinlich an Bord seines damaligen Schiffes, eventuell in Holland, bereits mit Minensuchabzeichen
Literatur zum Thema:
Petersen, Joachim: Hitlers Polar Eisenbahn (mit Beilage: Eisenbahn-Karte von Norwegen vom 15.5.1943 und Organigramm der Eisenbahn-Oberbauleitung Fauske vom 1.1.1944). Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg, 1992
Seidler, Franz W.: Die Organisation Todt. Bauen für Staat und Wehrmacht 1938 - 1945. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1998
Krigsminnegruppe i Salten (diverse Autoren): Krigsminner Saltdal, Fauske, Sørfold, Hamarøy, Steigen. Eigenverlag Kultursekretariat, Salten, 1994
*** Hinweise bitte direkt an Henriette Meuser, Birkenstr. 107, 40233 Düsseldorf, Tel: 0211-678562, Fax: 0211-678570, E-Mail: mebo.meuser@t-online.de
oder an info@70nord.de
Gustav Schauf (Foto 1) wurde am 24.5.1918 in Fortuna im Kreis Bergheim geboren. Er war Soldat in der deutschen Luftwaffe, eingesetzt als Bordfunker, und wurde vor dem 16.2.1944 zum Unteroffizier befördert. Am 16.2.1944 hatte er die Feldpostnummer L49665 Königsberg. Gustav Schauf war 1,69m groß, wog 70kg, hatte schwarze Augen und kastanienbraune Haare. Er war in Deutschland verheiratet und hatte dort 2 Kinder. Wahrscheinlich ab 1942 war er in Nord-Norwegen auf dem Seefliegerhorst Kirkenes See in der Soldatbukta stationiert. Hier lernte er eine Samin kennen und zeugte mit ihr eine Tochter, die im August 1943 im Kreis Tana geboren wurde und heute noch in der Finnmark lebt. Nach Protokoll von "Der Höhere SS- und Polizeiführer beim Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete, Abteilung Lebensborn" erkannte Gustav Schauf die Vaterschaft an. Wahrscheinlich gab es keine weiteren Kontakte mit dem Lebensborn, da die Kindesmutter nicht der nordisch-germanischen Rasse zugeordnet wurde und die Tochter somit kein Fall für den Lebensborn war.
Der Flieger-Unteroffizier Gustav Schauf wurde (vielleicht nach einer Ausbildung in Königsberg) wahrscheinlich im Frühsommer 1944 zum Nachtjagdgeschwader 1 in die 4. Staffel versetzt. Bei einem Luftkampf am 17.8.1944 wurde er bei Drangstedt nordöstlich von Bremerhaven abgeschossen und tödlich verwundet. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Oberaußem im Kreis Bergheim. Von seinen Geschwistern lebt noch ein Bruder, der ebenfalls während des Krieges in Norwegen stationiert war und dort ebenso ein Kriegskind gezeugt hat, zu dem er noch regen Kontakt pflegt. Durch unsere bisherigen Recherchen konnten somit auch die (norwegisch-deutschen) Cousine und Cousin in Norwegen zu ei nander Kontakt finden, deren Väter als Brüder in Norwegen stationiert waren.
Bereits bekannte Daten von Gustav Schauf:
1918 am 24. Mai: Geburt in Fortuna im Kreis Bergheim bei Köln. Als gemeldeter Wohnort (für 1944) ist Oberaußem-Fortuna in der Bethlemer Straße angegeben. Diese Straße existiert heutzutage nur noch in einem Teilstück, da der Rest in einem riesigen Tagebau-Erdloch verschwunden ist.
1938 am 1. Juli: Diensteintritt in die Kriegsmarine, 10. Schiffsstammabteilung Wesermünde (heute Bremerhaven), Erkennungsmarke: 48/53205
1938 und 1939: Einsatz beim Reichsarbeitsdienst (genauen Daten liegen nicht vor)
1939 ab 5. September bis 1940 am 25. Juni: Luftwaffen- und Bordfunker-Ausbildung (und Einsatz?) in der Stabs- und Wirtschafts-Kompanie der Fliegerschule (See) in Bug auf Rügen (Diese abgelegene Gegend scheint sehr interessant zu sein. Wer kann dazu weitere Hinweise geben oder im Buch von Marten Schmidt: "Rügens geheime Landzunge - Die Verschlusssache Bug", erschienen im Ch. Links Verlag, Berlin, 2000, das uns nicht vorliegt, nachlesen?)
1941 ab 30. September: Einsatz als Bordfunker beim fliegenden Personal der 5. / II. Seenotgruppe (wo war diese zu jener Zeit stationiert?)
1942 ab 1. August: Einsatz als Bordfunker bei der 5. Seenotstaffel (wo war diese zu jener Zeit stationiert?)
1943 ab 15. Januar: Einsatz bei der 10. Seenotstaffel im Seefliegerhorst Kirkenes See, der in der Soldatbukta platziert war. Die Einheit flog die Wasserflugzeuge Dornier DO 24 und hatte ihre Baracken im Ortsteil Kirkenes-Langøra. Bei den sehr gefahrvollen Einsätzen im Eismeer zur Rettung von Freund und Feind flog die Seenotstaffel bis zur Bäreninsel.
1943 am 16. Februar: Meldung über Beförderung zum Unteroffizier (kein Beförderungsdatum)
1943 am 20. April: Versetzung zur Flieger-Ergänzungsgruppe (See) im Seefliegerhorst Kamp an der Ostseeküste bei Kolberg in Pommern (heute Kolobrzeg in Polen)
1944 am 16. Februar: Feldpostnummer L49665, Aufenthalt in Königsberg (Grund und Dauer nicht bekannt).
1944 ab 17. August: Einsatz als Bordfunker bei der 4. Staffel im 1. Nachtjagd-Geschwader (4./NJG1 = IV./NJG1). Die Erkennungsmarker von Gustav Schauf hatte die Nummer 48/53205. Der Staffel-Kommodore war Hauptmann / Major Wolfgang Schnaufer, und der Geschwader-Kommodore war Major / Oberstleutnant Jabs. Das Geschwader war im Sommer auf dem Flugplatz Deelen bei Arnhem in Holland stationiert. Dieser Flugplatz existiert auch heute noch.
1944 am 16. August um 23.27 Uhr: Start des Nachtjagd-Flugzeuges Messerschmitt Bf 110 G-4 mit der Werk-Nummer 140298 (Fertigung bei der Gothaer Waggonfabrik (GWF) in Gotha oder bei den Luther-Werken in Brauschweig) und dem Kennzeichen G9+PM zum Feindflug. In der gleichen Nacht am 17. August tödlicher Absturz bei Drangstedt nordöstlich von Bremerhaven, wahrscheinlich nach einem Abschuss beim Nachtjagd-Luftkampf. An Bord waren der Flugzeugführer Leutnant (Kr.O.) Richard Heuke (geboren am 7.1.1921 in Frose im Kreis Ballenstedt / Anhalt), der Bordfunker Unteroffizier (akt. 2-jhr) Gustav Schauf (geboren am 24.5.1918 in Fortuna im Kreis Bergheim bei Köln) und der Bordschütze Obergefreiter (akt. 2-jhr) Hans-Walter Rexroth (geboren am 17.9.1922 in Elberfeld). Die Verlustmeldung trägt die Nummer 86 II. (?) Nachtjagdgeschwader 1.
1944: Beerdigung von Gustav Schauf auf dem Friedhof Oberaußem im Kreis Bergheim. Das Grab existiert auch heute noch mit der Nummer 8a im Feld 5. Neben Gustav Schauf sind dort noch weitere Wehrmachts-Angehörige beerdigt. Zu jener Zeit war bereits klar, dass der Heimatort Fortuna in einem riesigen Tagebau verschwinden würde. Daher wurden die Beerdigungen bereits im Nachbarort vorgenommen, damit später nicht unnötige Umbettungen erforderlich werden.
Fragen:
- Wer kann weitere Angaben machen über die Einheit und Kameraden von Bordfunker Gustav Schauf in Kirkenes 1942 und 1943 (10. Seenotstaffel)?
- Wer kann Angaben machen über die Einheit und die Kameraden von Bordfunker Gustav Schauf 1944 beim Nachtjagdgeschwader 1 in der 4. Staffel?
- Wer kann Angaben machen zum Abschuß und Absturz des Nachtjagd-Flugzeuges von Gustav Schauf am 17.8.1944 bei Drangstedt nordöstlich von Bremerhaven? Gibt es dazu einen Bericht? Das Flugzeug war eine Messerschmitt Bf 110G-4 mit der Werk-Nummer 140298 und dem Kennzeichen G9+PM unter dem Kommando von Flugzeugführer Leutnant Richard Heuke.
[Foto 1: Gustav Schauf 1943 oder 1944]
Wir danken Herrn Rune Rautio in Kirkenes für seine wertvollen Hinweise.
Literatur zum Thema:
- Born, Karl: Rettung zwischen den Fronten. Seenotdienst der deutschen Luftwaffe 1939 - 1945. Verlag E.S. Mittler & Sohn, Hamburg, 3. veränderte Auflage 2001
- Griehl, Manfred: Nachtjäger über Deutschland 1940 - 1945. Bf 110 - Ju 88 - He 219. Waffen-Arsenal Sonderband S-56, Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt, 1999
- Held, Werner und Nauroth, Holger: Die deutsche Nachtjagd. Bildchronik der deutschen Nachtjäger bis 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 4. Auflage 1992
*** Die Antworten sind für die samische Tochter von Gustav Schauf sowie für Angehörige seiner Familie in Deutschland bestimmt. Da die samische Tochter anonym bleiben möchte, geben Sie bitte Ihre Hinweise an Fritz Fadranski, Ulmenstr. 4, 52353 Düren, Tel und Fax: 0-2421-83582
oder an info@70nord.de
Erwin W. Biewald war Gefreiter beim 7. SS-Infanterie-Regiment, 1. Bataillon, 5. Kompanie, mit der Feldpostnummer 28427, und sein Bataillon war in Drammen stationiert. Erwin Biewald wurde am 21.12.1921 in Breslau in Schlesien geboren und wohnte dort in der Hirschstraße. Im Zivilberuf war er Tischlergeselle, bevor er sich freiwillig zur Waffen-SS meldete.
Erwin Biewald kam im Mai 1940 als junger Besatzungssoldat nach Norwegen. Als er im Spätsommer 1940 vor dem Kronprinzen-Schloss Skaugum (damals Wohnstätte für den Reichskommissar Joseph Terboven) Wachdienst hatte, verliebte er sich in Mosse Christiansen, eine sehr junge Norwegerin von damals 15 Jahren. Erwin überzog seinen Weihnachtsurlaub im Dezember 1940 um drei Tage. Als er sich bei seiner Einheit meldete, wurde ihm ein Jahr Gefangenschaft im Konzentrationslager Dachau angedroht. Dort hatte er seine Grundausbildung erhalten und wusste, wie grausam KZ-Gefangene behandelt wurden. Davor hatte er Angst, und so tauchte er bei seiner schwangeren Braut in Oslo-Asker unter und wechselte mehrfach den Aufenthaltsort. Seine Kleidung und militärischen Ausweispapiere wurden vergraben und verbrannt. Am 24.11.1941 wurde ein kleines Mädchen, Ann Karin, geboren. Weil die Eltern später heiraten wollten, wurde sie auf den Namen Biewald getauft. Trotz intensiver Suche wurde Erwin Biewald nicht gefunden, wozu auch beitrug, dass seine Einheit inzwischen nach Karelien zum Fronteinsatz verlegt worden war. Aber nach einem Jahr hielt Erwin den inneren Druck nicht mehr aus und stellte sich am 9.12.1941. Er kam vor ein Kriegsgericht und wurde am 22.1.1942 nach Aberkennung aller bürgerlichen Ehrenrechte zum Tode verurteilt. Erstaunlicherweise wurden keine seiner norwegischen Helfer ernsthaft wegen Beihilfe zur Fahnenflucht belangt. Gnadengesuche wurden gestellt von seinem Onkel Hermann Biewald in Berlin, seinen Eltern und einem Rechtsanwalt in Breslau, und auch seine Braut und deren Eltern setzten sich für Erwin ein, unter anderem mit Briefen an Heinrich Himmler und an Adolf Hitler. Das Todesurteil wurde am 2.7.1942 in 10 Jahre Zuchthaus umgewandelt und nach 7 Monaten Haft wegen guter Führung ausgesetzt. Erwin wurde als Soldat zu einem Strafbataillon an die Ostfront kommandiert, wo er gute Beurteilungen erhielt, und wurde wahrscheinlich bei der Bergung eines verwundeten Kameraden am 2.11.1942 selbst erschossen? Nach seinem Tode wurde ihm sein Dienstgrad als Gefreiter der Waffen-SS zurück verliehen und die Todesstrafe für Fahnenflucht aus dem Strafregister gestrichen.
Diese Einzelheiten sind im norwegischen Riksarkiv in Oslo nachzulesen. In der Kriegsgräberkartei in Kassel findet sich nichts von einem Erwin Biewald, und die Wehrmachts-Auskunftsstelle in Berlin weiß nur, dass er weder vermisst noch gefallen ist. In den Akten des Bundesarchivs ist er immer noch als desertierter SS-Mann registriert. Bisher wurde nachgefragt bei einem Dr. Dieter Biewald in Berlin und einer Frau Elise Biewald, aber beide sind keine Verwandte von Erwin Biewald.
Quellen:
- Heide, Eivid: Soldatflyktninger i dekning. I dekning i Asker i et år. Sollia Forlag, 1988 (norwegisch)
- Kriegskinder. Erschienen in Trollposten 2001-3. Herausgeber Dieter Pilz, Marburg. E-Mail: dieter.pilz@gmx.de
*** Sollten Sie Hinweise auf mögliche Verwandte von Ann Karin Biewald haben, so wenden Sie sich bitte an Frau Ragnhild Führer, Brandau Str. 13, 12277 Berlin, oder an die Trollpost-Redaktion Dieter Pilz, Clemens-Brentano-Str. 12, 35043 Marburg, Tel: 06421-41468, E-Mail: dieter.pilz@gmx.de
oder an info@70nord.de
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