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Arbeitsgruppe Erinnern wider das Vergessen

Biographie:

Ragnhild Führer

Angaben zur Person

Starkes Engagement für norwegische Kriegskinder

Ein Appell von Ragnhild Führer an ehemalige deutsche Soldaten

Quellen und Kontakt

 

Ragnhild Führer

Angaben zur Person

Ragnhild Führer wurde am 12.3.1924 in Fredrikstad im Südosten von Norwegen geboren und wuchs dort auf. Sie war arbeitslos, als die deutsche Wehrmacht im April 1941 Norwegen besetzte. So nahm sie - wie viele andere Norweger ebenso - eine Stelle bei der deutschen Wehrmacht an, und zwar in einem Lohnbüro, wo norwegische Arbeitskräfte ausbezahlt wurden, die für die Deutschen arbeiteten. In diesem Lohnbüro begegnete sie 1942 Erich Führer aus Berlin, der als deutscher Marinesoldat am Oslofjord in Fredrikstad stationiert war. Sie verliebte sich in den gelernten Tischler, der bald in ihrem Elternhaus ein und aus ging, und heiratete ihn nach Kriegsende in Norwegen am 6.10.1945.

[Foto 1: Hochzeit von Ragnhild und Erich Führer am 6.10.1945 in Fredrikstad]

Vom Dezember 1945 bis Mitte Juni 1947 lebte Ragnhild mit ihm in 5 verschiedenen süd-norwegischen Lagern, wo deutsche Soldaten bis zu ihrem Abtransport nach Deutschland interniert waren. An das Lager in Larvik hat sie keine guten Erinnerungen, aber im Lager Skien, wo 1946 ihre Tochter Renate geboren wurde, war es viel besser. Am 18.6.1947 verließ die kleine Familie mit dem Truppentransport-Schiff "Svalbard" ihre Heimat Norwegen. Es waren die letzten deutschen Gefangenen, die Norwegen verließen.

Am 22.6.1947 erreichten sie Hamburg. Per Bahn wurden sie quer durch das zerstörte Deutschland geschickt und kamen am 15.7.1947 in Berlin an. Die Tochter Renate war durch die beschwerliche Reise sehr krank geworden, erholte sich aber wieder. Im zerbombten Berlin herrschte extreme Wohnungsnot, und Ragnhild, Erich und Renate wohnten zusammen mit Erichs Mutter und einem weiteren Erwachsenen auf nur 20 Quadratmetern Wohnfläche. Diese beengte Situation wurde durch ein konfliktreiches Verhältnis zur Schwiegermutter zusätzlich noch belastet. Dass Ihr Mann Erich bereits früher schon einmal verheiratet gewesen war und einen Sohn aus dieses Ehe hatte, machte die Situation auch nicht leichter.

In Berlin bekam Ragnhild Führer noch den Sohn Robert (1948) und später die Tochter Astrid (1952). Die schlechte Ernährungslage wurde durch die sowjetrussische Berlin-Blockade noch schwieriger, und so flog sie 1949 mit den beiden Kindern Renate und Robert in einem Kohlenflugzeug nach Hannover. Im Flugzeug saßen sie auf angebundenen Feldstühlen, und auch der Kinderwagen mit Robert war festgezurrt. Der Kohlenstaub von der Ladung, die nach Berlin befördert worden war, verteilte sich überall.

Von Hannover fuhren sie mit Bahn und Bus nach Bremen, um sich dort zusammen mit einigen anderen norwegischen Frauen, die auch zurück nach Hause wollten, auf einem norwegischen Frachter einzuschiffen. Er brachte sie in ruhiger Seefahrt in eineinhalb Tagen nach Drammen. Von dort reisten sie weiter zu Ragnhilds Eltern in Fredrikstad, wo sie herzlich begrüßt wurden und ein glückliches Jahr verbrachten. Am 17. Mai 1950 erlebten die beiden Kinder ihren ersten norwegischen Nationalfeiertag.

Während mehrere norwegische Frauen ihre deutschen Männer in solchen Situationen für immer verließen, kam Ragnhild zurück zu ihrem Mann, der inzwischen in Berlin ein kleines Haus erbaut hatte, um der erdrückenden Wohnungsenge zu entgehen. Langsam folgten etwas bessere Jahre, in denen die Kinder aufwuchsen und später das Haus verließen.

Eigentlich plante das Ehepaar Führer, im Jahre 1975 von Berlin nach Norwegen umzusiedeln, und zu diesem Zweck hatten sie bereits eine Wohnung zwischen Sarpsborg und Fredrikstad gekauft. Aber im Jahre 1981 starb Erich Führer, und Ragnhild musste die Wohnung wieder verkaufen. In den nachfolgenden Jahren pendelte Ragnhild mehrfach pro Jahr mit ihrem Auto zwischen den Stationen ihrer Familie. Sie besuchte ihren Geburtsort Fredrikstad, ihren Sohn Robert in Koppang, ihre Tochter Astrid in Kilbotn bei Harstad und wohnte mit ihrer Tochter Renate in Berlin.

Im Jahre 1985 lernte sie einen Schweden kennen, mit dem sie ab 1986 in Südschweden lebte. In dieser Zeit kam sie nur wochenweise nach Berlin zurück, da ihr Freund dort nicht dauerhaft wohnen wollte. Sie hatte nur noch den berühmten "Koffer in Berlin". Aber mit dem Tod ihres Partners in Jahre 1993 wurde ihr Leben erneut in eine andere Bahn geworfen. Bis zum Sommer des Jahres blieb sie noch in Südschweden und zog dann für eine längere Zeit nach Harstad zur Tochter Astrid.

Aber sie kam wieder zurück nach Berlin und lebt nun dort zusammen mit der Familie ihrer ältesten Tochter Renate im inzwischen neu erbauten Haus. Mehrmals pro Jahr verbringt sie gerne längere Zeitabschnitte bei der Familie in Norwegen, vor allem bei der Tochter Astrid in Harstad sowie beim Sohn Robert in Koppang. Bei den Kindern verfügt sie über eigene Wohnungen, die sie sich gemütlich einrichtet hat.

Erst im Alter von 65 Jahren erfuhr sie, dass sie durch die Heirat mit ihrem deutschen Mann im Jahre 1945 nicht automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatte und für die deutschen Behörden immer noch als Ausländerin galt. Die vielen Jahre hindurch war sie ohne ihr Wissen eine norwegische Staatsbürgerin geblieben und ist nun mit diesem Status sehr zufrieden. Ragnhild Führer sagt heute von sich: "Ich habe sturmvoll gelebt und lebe immer noch sturmvoll. Ich habe viel erfahren, und ich versuche das Positive zu finden." Ihren 80. Geburtstag am 12.3.2004 hat sie im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel in Norwegen gefeiert.

Starkes Engagement für norwegische Kriegskinder

Ragnhild Führer ist heutzutage außerordentlich aktiv bei der Hilfe zur Suche nach norwegisch-deutschen Kriegskindern. Vor fast 25 Jahren fing sie an, ehemalige Soldaten ausfindig zu machen, die in Norwegen Kinder hinterlassen hatten. Sie hatte einen großen Erfolg mit ihren Recherchen in den Archiven in Deutschland und Norwegen. Bisher hat sie nahezu 200 norwegischen Kriegskindern bei der Suche nach Angehörigen geholfen, und ihr Kommentar dazu ist sehr bescheiden: "Solange ich mich gesund fühle, werde ich weiter machen, denn Menschen glücklich zu sehen, macht mir die größte Freude".

Als Anerkennung ihrer Arbeit für norwegische-deutsche Kriegskinder wurde sie für die Willy-Brandt-Preise 2001 und 2002 der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung nominiert. http://www.willy-brandt-stiftung.de

Ein Appell von Ragnhild Führer an ehemalige deutsche Soldaten

"Es bereits zu viel Zeit vergangen. Warten Sie nicht länger! Wenn Sie möglicherweise ein Kind in Norwegen haben sollten, so wenden Sie sich bitte an mich. Ich werde Ihnen vertraulich und uneigennützig helfen, in Kontakt mit Ihrem Kind zu kommen."

[Foto 2: Ragnhild Führer bei der Korrespondenz mit norwegischen Kriegskindern im Juni - Juli 2002]

Quellen und Kontakt

- Informationen von Ragnhild Führer und dem Norwegischen Kriegskinder-Verband (Norges Krigsbarnforbund, http://www.nkbf.no ) in Trollposten 2001-3 sowie in Trollposten 2002-2. Herausgeber Dieter Pilz, Marburg. E-Mail: dieter.pilz@gmx.de

- Eg var ung og forelska - Ich war jung und verliebt (Artikel über Ragnhild Führer). Cecilie N. Seiness, Zeitschrift Dag og tid i Berlin, 21.9.2002, E-Mail: cecilie@dagogtid.no

Kontakt: Ragnhild Führer, Brandaustr. 13, 12277 Berlin, Tel.: 0-30-7412535

 

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