www.70nord.de . . . . . www.71nord.de . . . . . www.lappland-archiv.de

[Navigations-Seite]

(Nur unterstrichene Seiten können aufgerufen werden)

[Segelschiff Moshulu]

[Schiffs-Daten] [Geschichte] [Moshulu in Nord-Norwegen im Winter 1942-1943] [Moshulu-Infos] [Quellen]

 

Arbeitsgruppe Erinnern wider das Vergessen

Viermastbark "Moshulu"

ex "Kurt", ex "Dreadnought", ex "Oplag"

Daten aus der Geschichte des Schiffes

Das älteste schwimmende Viermast-Großsegelschiff der Welt

bis 1904 Bau des Schiffes als Viermastbark für die Reederei G.J.H. Siemers & Co., Hamburg. Es ist ein Drei-Insel-Typ mit Backdeck, etwa mittschiffs liegendem Hochdeck und Poopdeck, so dass mit den Verbindungs-Laufbrücken zwischen den höheren Decks die Sicherheit der Besatzung insbesondere bei grober See erhöht wurde. Zur selben Zeit wurde auch ein Schwesterschiff mit Namen "Hans" für die gleiche Reederei gebaut.

1904 am 20. April (eine andere Quelle gibt den 18. April an) Stapellauf als "Kurt" bei der Werft Alex. William Hamilton & Co., Port Glasgow, Schottland. Der Name "Kurt" geht auf Dr. Kurt Siemers zurück, der die Reederei bis zum 2. Weltkrieg leitete.

1904 bis 1914 machte die "Kurt" 9 Reisen in Salpeterfahrt für die Reederei G.J.H. Siemers & Co., Hamburg, um Kohlen nach Südamerika oder Mexiko zu bringen, und mit Salpeter nach Deutschland zurück zu kehren.

1914 Die 10. Reise führte zu einer Kupfermine in Santa Rosalia, Mexiko. Nach Löschen der Kohlenladung fuhr das Schiff in Ballast Richtung Portland, Oregon in USA, um dort Weizen zu laden. Doch der 1. Weltkrieg brach aus, und die "Moshulu" lief den Hafen Astoria, Oregon, an.

1917 stiegen auch die USA in den Krieg ein und konfiszierten das Schiff für die United States Shipping Board Emergency Fleet Corporation, um es selbst in Fahrt zu bringen für Reisen über den Pazifik nach Australien und zu den Philippinen. Die "Kurt" wurde in der Tradition berühmter Clipper auf den Namen "Dreadnought" (Fürchtenichts) umgetauft, ging allerdings niemals unter diesem Namen auf Fahrt (andere Quellen sprechen von einer Fahrzeit im Pazifik zwischen USA, Australien und den Philippinen). Da aber der Name "Dreadnought" schon für einen anderen Segler vergeben war, musste ein neuer Name gefunden werden.

1917 am 18. September benannte die Ehefrau von Präsident Wilson, Mrs. Woodrow Wilson, die selbst indianischer Abstammung war, das Schiff nochmals um, und zwar auf den indianischen Namen "Moshulu", der die gleiche Bedeutung hatte (Fürchtenichts) in Erinnerung an den Seneca-Indianer-Stamm. Unter diesem Namen war das Schiff bis 1920 für die USA-Regierung mit Seekadetten und im so genannten Tonnagekrieg in Fahrt.

1920 wurde die "Moshulu" von den privaten Eignern "Moshulu Navigation Co." (Charles Nelson & Co.), San Francisco, gekauft und auf Bauholz-Fahrt entlang der Westküste und bis Australien und Südafrika geschickt.

1922 kaufte Charles Nelson die "Moshulu" für 40.000$.

1928 machte die "Moshulu" die letzte Reise für Charles Nelson, wieder mit Bauholz als Ladung, nach Melbourne und Geelong, Australien. Anschließend wurde sie in Los Angeles, danach in der Nähe von Seattle, Washington, in Union Lake aufgelegt, weil zunehmend Dampfschiffe die Bauholz-Fahrt übernahmen. Später kam sie weiterhin beschäftigungslos nach Winslow (Windslow?), Washington.

1935 am 14. März kaufte der Reeder Gustaf Adolf Mauritz Erikson aus Mariehamn auf den finnischen Åland-Inseln die "Moshulu" für 20.000$ (andere Quellen: 12.000$). Sie war das letzte Segelschiff, das Erikson kaufte, und Finnlands größtes Segelschiff. Das Schiff wurde in Winslow von Gunnar Boman aus Mariehamn übernommen und segelte nach Port Victoria, Australien.

1936 im Juli kam das Schiff mit einer Weizenladung erstmals wieder zurück nach Europa. Gustaf Erikson hatte zu dieser Zeit die weltgrößte Flotte von 25 Handelsseglern zusammengekauft. Das Schiff wurde von ihm erneut in der Weizenfahrt zwischen Australien und Europa eingesetzt, wobei die Route rund Kap Hoorn führte, das die "Moshulu" 28 mal umsegelte. Kapitän der "Moshulu" in jener Zeit war Mikael Sjögren. In diesen Jahren fuhren die Weizensegler untereinander Wettfahrten um die schnellste Passage von Australien nach Europa (homeward bound grain race).

1939 gewann die "Moshulu" dieses Rennen mit 91 Tagen bei der Reise von Port Victoria (Spencer Golf, Australien) rund Kap Hoorn nach Queenstown. Da bald danach der 2. Weltkrieg ausbrach, war es das letzte Weizenrennen.

1939 am 27. Juli versegelte die "Moshulu" von Belfast und erreichte Göteborg am 11. 8 1939.

1939 am 7. Oktober versegelte die "Moshulu" von Göteborg zum Rio de la Plata und erreichte Buenos Aires am 7. Dezember 1939, wo Getreide geladen wurde.

1940 am 26. Januar verließ die "Moshulu" mit Kapitän Mikael Sjögren den argentinischen Hafen Buenos Aires zu ihrer 5. "Weizenfahrt". Sie hatte eine Ladung von 4.809 t Korn, davon 506 t Hafer und 4.303 t Roggen.

1940 am 9. April besetzte die deutsche Wehrmacht in der Operation "Weserübung" Dänemark und Norwegen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die "Moshulu" in der Nähe der Insel Utsira vor Haugesund in Norwegen. Da man aber von der Besetzung erfuhr, wartete das Schiff vor der Küste die nächsten Stunden ab.

1940 am 10. April kam die "Moshulu" mit Kapitän Mikael Sjögren nach 72 Tagen Überfahrt aus Buenos Aires durch den Atlantik und rund um die Nordspitze von Schottland in Farsund westlich von Kristiansand an. Wahrscheinlich wurde das Schiff bereits zu dieser Zeit von der Deutschen Wehrmacht konfisziert.

1940 am 22. Mai wurde die "Moshulu" zum Löschen der Getreide-Ladung in den ebenfalls besetzten Stammhafen Kristiansand verholt.

1940 am 25. Mai wurde die Kornladung in Kristiansand gelöscht. Der Kapitän Mikael Sjögren reiste zurück zu den Åland-Inseln. Von der gesamten Mannschaft blieben nur die beiden Seeleute John Sommarström (Segelmacher) und Mathias Snellman aus Åland an Bord.

1940 März bis Juli Verwendung als Unterkunftsschiff in Kristiansand für die deutsche Wehrmacht.

1940 im November wurde die "Moshulu" nach Horten im Oslofjord geschleppt und dort abgetakelt, also alle Segel und die oberen Rahen entfernt, aber die untersten Rahen und die Wanten sowie die Mast-Taue blieben erhalten. Möglicherweise wurde die Rahen und Segel an Land später durch einen Bombenangriff vernichtet.

1940 bis 1942 benutzte die deutsche Wehrmacht die "Moshulu" als Depotschiff bei Tenvik auf Nøtterøy bei Tønsberg im Oslo-Fjord. Dort wurden die Segel und das lose Tauwerk eingelagert.

1942 im Herbst wurde das Schiff mit den Fertigteilen für 16 Wehrmachts-Baracken beladen und in einem Schlepp-Geleitzug entlang der norwegischen Westküste nach Nord-Norwegen gebracht.

1942 Ende September lief sie an der nord-norwegischen Küste auf Grund, konnte aber ohne Leck und nur mit kleinen Schäden wieder frei kommen.

1942 am 6. Oktober kam der "Moshulu"-Schleppzug nach Narvik und blieb dort 2 Tage liegen.

1942 im November hatte der Schleppzug den Hafen Honningsvåg auf der Nordkap-Insel Magerøya erreicht.

1942 - 1943 im Winter lag die "Moshulu" für einige Tage in der Holmbukt von Honningsvåg am Kohlenpier, um auf den Hochseeschlepper "Atlantic" und zwei Minenräumboote für die Passage nach Kirkenes zu warten. An Bord waren 7 deutsche Marine-Angehörige und die beiden Åland-Finnen der ursprünglichen Stammbesatzung. Der Ältere der beiden (der Segelmacher John Sommarström) erzählte, dass er schon über 20 Jahre an Bord sei und dabei mehrfach um Kap Hoorn gesegelt sei. Der jüngere Åland-Finne (Mathias Snellman) soll seit 5 Jahren an Bord gewesen sein. In Honningsvåg riss ein heftiger Wintersturm die "Moshulu" vom Pier und trieb das maschinenlose Schiff gegen einen benachbarten Felsen, so dass ein Riss von etwa einem halben Meter Länge im Stahlrumpf unterhalb der Wasserlinie entstand, der am nächsten Tag von einem Werkstattschiff mit Zement abgedichtet wurde. Man lese dazu die abenteuerliche Geschichte von Fritz Fadranski.

1942 - 1943 im Winter wurde die Schlepp-Fahrt (maximal 6 Seemeilen pro Stunde) mit dem Hochseeschlepper "Atlantic" und zwei Minenräumbooten zum Hafen Kirkenes an der Eismeerfront fortgesetzt.

1943 im Januar erreichte die "Moshulu" Kirkenes, wo die Barackenteile von sowjetischen Kriegsgefangenen bei bis zu minus 52 Grad Kälte entladen wurden. Anschließend diente sie als Lagerschiff für Sperrwaffen (Wasserbomben, Seeminen, usw.) bei Kirkenes im Jakobsnes-Hafen.

1943 (genauer Zeitraum ist unklar) In dieser Zeit lag auch das ebenfalls von der deutschen Wehrmacht konfiszierte norwegische Schul-Vollschiff "Sørlandet" bei Kirkenes im Jakobsnes-Hafen. Wahrscheinlich wurde es als Wehrmachtsgefängnis für deutsche Militär-Gefangene verwendet, zumeist Deserteure von der nahen Murmansk-Front. Die "Sørlandet" wurde in Jakobsnes wahrscheinlich bei einem sowjetischen Luftangriff durch einen Bombentreffer unterhalb der Wasserlinie aufgerissen und sank. Von der deutschen Kriegsmarine gehoben, wurde die "Sørlandet" repariert und zurück nach Kristiansand geschleppt. Dort wurde die "Sørlandet" zum U-Boot-Depotschiff umgebaut, alle Masten entfernt und ein zusätzliches Deckshaus errichtet.

1944 am 20. Oktober abends lief der deutsche Geleitzug Ki139Lf aus Kirkenes aus ("Ki" bedeutet Startpunkt Kirkenes, und "Lf" bedeutet Ziel Lafjord, der Geleitzug-Sammelpunkt bei Honningsvåg auf der Nordkap-Insel, wo dann der nächste Geleitzug zusammen gestellt wurde, usw.). Die "Moshulu" wurde von "Fløyen II" geschleppt, und die 5. Minensuch-Flottille sowie die Vorpostenboote 6308, 6311 und 6312 sicherten das langsame Geleit. In dieser Zeit während des Zusammenbruchs der Polarfront war dies ein äußerst waghalsiges Unternehmen, das nur durch eine wichtige, große und schwere Ladung auf der "Moshulu" gerechtfertigt werden konnte. Immerhin ist es der zweitvorletzte Geleitzug vor der totalen Räumung von Kirkenes am 23.10.1944. Wie erwartet, griffen sowjetische Schnellboote ("TKA 215", "TKA 230", "TKA 237" und "TKA 244") bei Hamningberg den Geleitzug an und versenkten das deutsche Minensuchboot "M 31". Vor dem Persfjord wurde das deutsche Minenräumboot "R 151" durch einen Bombenangriff versenkt und der norwegische Bergungsdampfer "Jason" so schwer beschädigt, dass er später durch eigenen Beschuss versenkt werden musste.

1944 am 23. Oktober um 8:13 Uhr erreichte die "Moshulu" nach etwa einem Drittel der Strecke zum Lafjord gemeinsam mit anderen Schiffen den Tyfjord auf der Nordkyn-Halbinsel.

1944 am 26. Oktober um 19:00 Uhr verließen die Vorpostenboote "6104" (Geleitführer), "6110", "1206", "1207", das Minensuchboot "M 35", zwei Boote der 22. Minensuchflottille, die "Senja" sowie die "Moshulu" den Tyfjord in Richtung Lafjord. Hier verliert sich vorerst die genaue Spur der "Moshulu" für die nächste Zeit.

1944 - 1945 im Winter wurde die "Moshulu" entlang der Küste Nord-Norwegens südlich bis nach Narvik geschleppt. Dort wurden die letzten unteren Rahen demontiert und am Kai abgelegt, wo sie später verschwunden sind.

1945 zu Jahresanfang wurde die "Moshulu" in der Bogen-Bucht in der Nähe von Evenes bei Narvik verankert, und zwar bei Dragvik in der Gegend vom Øysund (zwischen der Insel Skogøya und dem Festland). In der relativ gut geschützten Bogen-Bucht gab es große Ausrüstungs- und Reparatur-Stützpunkte der deutschen Kriegsmarine mit Werften, Schwimmdocks und U-Boot-Basen.

1945 am 9. Mai war der 2. Weltkrieg auch in Norwegen endlich zu Ende.

1945 im August schickte die Reederei Gustaf Erikson aus Mariehamn auf den finnischen Åland-Inseln, der immer noch die "Moshulu" gehörte, den Kapitän Gustav Holm zur "Moshulu" in der Bogen-Bucht. Er erstellte einen Bericht über den Zustand des Schiffes, der angesichts der relativ geringen Schäden die Hoffnung auf einen erneuten Segelbetrieb der "Moshulu" weckte. Auszüge aus seinem Bericht: "Härmed får jag nu meddela at jag befinner mig i Bogen om bord på "Moshulu", och har besiktigat såväl skrog som rigg. (...) Alla 4 master står oförändrade. Alla rårna nedriggade, mesangafflar och bom likaså. Alla tre underrår såg jag ligga på kajen i Narvik. Riggen ser förhollandevis bra ut - endast stormärsstång som har fått en granat genom sig. På ankarspelet var bägge de små drevhjul som driver spelet då man hivar anker med kapseln sönderbräckta." (Ungefähre Übersetzung: "Hiermit mache ich Mitteilung, dass ich mich in (der) Bogen(-Bucht) an Bord der "Moshulu" befinde, und habe sowohl den Rumpf wie das Rigg besichtigt. (...) Alle 4 Masten stehen unverändert. Alle Rahen sind abgeriggt (entfernt), die Besangaffel und (Besan-)Baum ebenso. Alle drei untersten Rahen sah ich am Kai in Narvik liegen. Das Rigg sieht verhältnismäßig gut aus - außer der Großmarsstenge (Mastverlängerung), die von einer Granate abgerissen wurde. Am Ankerspill sind beide kleinen Drehräder, die das (Anker-)Spill treiben, wenn man den Anker hievt, an den Kapseln auseinander gebrochen.")

1947 am 17. September wurde die "Moshulu" in einem westlichen Sturm von ihrem Ankerplatz in der Bogen-Bucht losgerissen (zum 3. Mal in Norwegen) und strandete nach einem kurzen Halt bei der Storlandsskjærran dann endgültig bei Østervik (Austervik) etwa 50 Meter vom Land entfernt, direkt unterhalb von Mølnhåjen. Während der Treibfahrt im Sturm von Dragvik nach Østervik konnten die Leute an Land einen Mann an Bord des Schiffes beobachten, wahrscheinlich den Reederei-Kapitän Gustav Holm aus Mariehamn.

1947 am 18. September wurde das Schiff von der immer noch schweren See umgeworfen und blieb mit den Masten auf dem Wasser gekentert in der Brandung liegen. Der Mann an Bord der "Moshulu" ruderte anschließend mit einem kleinen Boot ruhig an Land und ging in das Haus von Ole Hansen.

1947 Frau Gisken Jakobsen und J. P. Skotnes, Narvik (andere Quellen geben Andenes an), kauften das nun schon ziemlich ramponierte Schiff für etwa 20.000$, um daraus ein reines Motorschiff zu machen. Das wurde aber nicht in die Tat umgesetzt.

1948 im Frühjahr begannen die Bergungsarbeiten zur Aufrichtung der gekenterten "Moshulu". Durch das Gewicht der riesigen Eisenmasten war es für einfache Bergungsschiffe nicht möglich, das Schiff aufzurichten. Daher wurden die beiden mittleren Masten sowie die oberen Hälften des vorderen und des hinteren Mastes mit Schweißbrennern ganz abgetrennt. Diese Masten und Mastteile liegen auch heutzutage (Stand 2004) noch an der Stelle des Schiffbruchs in der See und teilweise am Fagerheim-Ufer in der Nähe von Ole Hansens altem Bootshaus in Østervik. Einige Bruchstücke liegen verteilt an diesem Strandabschnitt. Ein anderer Mast diente jahrelang als gut tastbare Wegsicherung an einem steilen Bergpfad beim örtlichen Blindenzentrum, war aber bei meinem Besuch im Jahre 2004 kurz vorher durch ein neues Edelstahl-Geländer ersetzt worden. Wahrscheinlich sind diese Mast-Reste entsorgt worden. Bei einem größeren Haus an der Straße in Østervik sind zwei Eisenpfähle als Einfahrt-Markierung eingegraben worden, die wahrscheinlich als oberste Rahen der "Moshulu" dienten und als Reserve im Schiff mitgeführt wurden. Gut sichtbar sind daran die angeschweißten Eisenstäbe zur Befestigung der Segel und Zeisinge.

1948 im Mai wurde der "Moshulu"-Rumpf geborgen und in Narvik notdürftig repariert. Anschließend wurde das Schiff von den beiden Schleppern "Uller" und "Traust" mit südlichem Kurs an der norwegischen Küste entlang nach Bergen geschleppt.

1948 am 13. Juni erreichte der "Moshulu"-Schleppzug die Hafenstadt Bergen, um das Schiff dort leichter verkaufen zu können. Das gelang, und Trygve Sommerfeldt aus Oslo wurde der nächste Eigner.

1948 Trygve Sommerfeldt konnte seine Ziele ebenfalls nicht realisieren. Die "Moshulu" wurde nach Schweden verkauft

1948 am 4. November erreichte die "Moshulu" im Schlepp Stockholm und diente dort 4 Jahre lang als schwimmender Getreidespeicher, wahrscheinlich in dieser Zeit unter dem Namen "Oplag".

1952 wurde die "Moshulu" von dem deutschen Reeder Heinz Schliewen, Lübeck (oder Hamburg?), gekauft, der bereits die beiden Großsegler "Pamir" und "Passat" in Fahrt hatte und die Frachtfahrt mit Schul-Segelschiffen nach dem Krieg wieder beleben wollte.

1952 etwa am 30. August erreichte die geschleppte "Moshulu" den Hafen von Hamburg und kam somit nach vielen Jahren wieder nach Deutschland zurück (andere Quellen besagen, dass die "Moshulu" erst gar nicht nach Deutschland gebracht wurde). Aber die "Moshulu" wurde aus Finanznot nicht wieder aufgeriggt, und die Segelschiff-Pläne des Reeders wurden nach 2 Jahren aufgegeben.

1953 Die "Moshulu" wurde vom Svenska Landtmännens Riksförbund gekauft.

1953 am 16. November traf die "Moshulu" im Schlepp wieder in Stockholm ein und wurde dort erneut 8 Jahre lang als schwimmender Getreidespeicher verwendet.

1961 änderten sich die Besitzverhältnisse nochmals, denn die finnische Regierung kaufte das Schiff für 3.200 Tonnen russischen Roggen.

1962 bis 1968 wurde der "Moshulu"-Rumpf in Naantali-Naadendal in Finnland als schwimmender Getreidespeicher (Getreidehulk) verwendet.

1970 im Mai wurde die "Moshulu" von Kapitän Raymond E. Wallace in Naantali entdeckt, von der Walt Disney Company, USA, gekauft und alsbald an das David Tallichet gehörende US-Konsortium Speciality Restaurants Corporation weiter verkauft, um sie als Restaurant-Museum in USA zu verwenden. Sie wurde zunächst zu einer Werft in Scheveningen in Holland (andere Quellen geben Amsterdam an) geschleppt und dort mit falschen Dekor-Masten und Rahen ("Show Decor Rig") bestückt sowie für die Atlantik-Schlepp-Überquerung ausgerüstet.

1972 (andere Quellen geben 1970, aber auch 1971 an) wurde der "Moshulu"-Rumpf unter Leitung von Kapitän Raymond E. Wallace nach New York zum South Street Seaport Museum geschleppt, wo es aber keine Verwendung fand.

1974 (andere Quellen geben 1975 an) kam das Schiff nach Philadelphia, Pennsylvania, an der Mündung des Delaware-Flusses.

1975 eröffnete das erste "Moshulu"-Restaurant auf dem restaurierten Schiff in Philadelphia am Penn's Landing-Pier, wo damals der englische Quäker William Penn mit seinen Leuten den Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt haben soll.

1989 (1988?) zerstörte ein Feuer in der Elektro-Schaltzentrale (andere Quellen geben die Kombüse als Brandherd an) einen großen Teil der Innen-Einrichtung des Schiffes. In der folgenden Zeit setzten Vandalen die Zerstörungen des Feuers fort, indem sie die Innen-Einrichtung sowie die Takelage plünderten und massiv beschädigten. Später wurde die "Moshulu" zur Reparatur im Broadway Terminal am New York Ship Company Pier in Camden, New Jersey, eingedockt.

1994 wurden die Masten entfernt, da man die "Moshulu" abwracken wollte.

1994 (1995?) wurde die "Moshulu" von der Firma HMS Ventures Inc., Philadelphia, gekauft. In dieser Firma waren die beiden "Träumer" (Selbst-Bezeichnung "dreamer") Eli Karetny und Michael Asbell die treibenden Kräfte hinter dem "Moshulu"-Engagement. Das Schiff wurde zum Einsatz als hochwertiges Restaurant sowie als Touristen- und Unterhaltungs-Attraktion erneut aufwändig restauriert, in finanzieller Partnerschaft mit Dorrance "Do Do" Hamilton, der Erbin von Campbell Soup. Eli Karetny gab einen Kaufpreis von 1.100.000$ für das Schiff an sowie zusätzlich 12.000.000$ für die Restauration. Geplant war zunächst nur die Hälfte für die Restauration, nämlich 6.000.000$, aber unerwartete Schwierigkeiten verteuerten das Vorhaben, beispielsweise die Tatsache, dass keine rechten Winkel im Schiff vorhanden sind und alles konvex verläuft, so dass alles nach Maß angefertigt werden musste. Mit der Wiederherstellung der Takelage wurde James L. White beauftragt, der ziemlich bald in den Konflikt "Historische Genauigkeit gegen Sicherheit gegen Profit" kam und mit der sehr niedrigen Summe von etwa 200.000$ auskommen musste. Das war nur durch intensives Recycling alter Teile möglich sowie durch die Tatsache begünstigt, dass dieses Rigg keine windgefüllten Segel tragen musste. Und die "Moshulu" sollte ja ein schwimmendes Restaurant mit "Show Decor Rig" werden, kein originalgetreuer Musems-Großsegler.

1996 am 24. Juli wurde die "Moshulu" nochmals getauft vom Bürgermeister von Philadelphia, Ed Rendell. Das Schiff lag nun am Pier 34 beim Columbus Boulevard. Die noble Luxus-Liner-Einrichtung im Art-Nouveau-Stil der vergangenen Jahrhundertwende mit großem "Ballroom" für 300 Personen hat mit dem ursprünglichen Schiff eigentlich nichts mehr gemeinsam, da nur noch der Rumpf weitgehend erhalten ist. Bereits in dieser Zeit machte der finanzielle Unterhalt der "Moshulu" Eli Karetny ziemliche Probleme mit etwa 100.000$ pro Jahr an Unterhaltungskosten. In der Takelage waren 1.140 Glühlampen installiert, die regelmäßig von schwindelfreien Fachleuten gewechselt werden mussten. Auf der Einnahmenseite wurden etwa 3.000 verkaufte Mahlzeiten pro Woche verbucht bei täglicher Öffnung des Schiffes. Obwohl in manchen Quellen angegeben, hatte die "Moshulu" zu keiner Zeit ein Museum beherbergt.

2000 am 18. Mai um 20:05 Uhr brach der Pier 34 direkt neben der "Moshulu" in sich zusammen und riss den gut besuchten Tanzclub "Heat" mit vielen Menschen in die dort etwa 10 Meter tiefen Fluten des Delaware-Flusses. Drei Frauen vom New Jersey State Aquarium in Camden, die einen Geburtstag feiern wollten, starben bei dem Unglück und etwa 43 Menschen wurden verletzt. Ungefähr 41 Menschen konnten mit Hilfe von Booten, Tauchern und Polizei-Hubschraubern mit Thermo-Kameras lebend aus dem Wasser geborgen werden. (Kein Wunder, dass mein Brief vom 25.3.2000 und meine allgemeine E-Mail-Anfrage vom 11.6.2000 zur "Moshulu" an Karetny und Asbell unbeantwortet blieb - ich wusste damals noch nichts von dem Unglück. Wahrscheinlich war es auch gut, dass die zu jener Zeit geplante Reise von Fritz Fadranski und mir zur "Moshulu" nach Philadelphia nicht durchgeführt wurde. Die sehr guten und ausführlichen Internet-Seiten www.moshulu.com, die ich am 10.6.2000 noch ausgedruckt hatte, wurden bald danach ersatzlos abgeschaltet.)

2001 am 20. August wurden Eli Karetny und Michael Asbell in Bezug auf das Unglück und die Opfer angeklagt. Von einer Mordanklage wurde abgesehen, weil beiden keine Tötungsabsicht nachgewiesen werden konnte. Beide waren nicht nur Eigentümer der "Moshulu", ihnen gehörten auch der Pier 34 und der Tanzclub "Heat" in etwas unterschiedlichen Besitz-Verhältnissen. Sie hatten angeblich schon lange von dem unsicheren Zustand des Piers gewusst, aber keine dauerhafte Befestigung der verrotteten Konstruktion oder alternativ eine Schließung des Tanzclubs veranlasst. Immerhin wurde der Pier 34 schon im Jahre 1909 erbaut und im Jahre 1955 erheblich beschädigt, als er von einem Schiff gerammt wurde. Zudem war bereits im Jahr 1994 ein Teil des Piers zusammen gebrochen. Am Tage des Unglücks hatte ein Experte den Zusammenbruch des Piers mit der nächsten Ebbe um 20 Uhr voraus gesagt, und so war es auch geschehen. Für die dauerhafte Befestigung von Pier 34 war im Jahre 1995 eine Summe von 663.846$ veranschlagt worden. Aber Eli Karetny und Michael Asbell lehnten die Ausführung dieser Arbeiten ab, weil damit das gesamte Projekt der Restaurierung und Eröffnung der "Moshulu" gefährdet worden wäre. Statt dessen wurden nur immer wieder Flickarbeiten in Auftrag gegeben und entstandene Risse zugeschmiert. Man kann also wohl annehmen, dass die "Moshulu" insgesamt die finanziellen Möglichkeiten der beiden Eigentümer überfordert hat. Wahrscheinlich versuchten sie, über den Tanzclub Einnahmen zu erhalten, ohne viel dafür investieren zu können. Letztlich kam mit dem Zusammenbruch von Pier 34 auch der geschäftliche Zusammenbruch der "Moshulu"-Eigentümer. Der Prozess ist noch nicht beendet (Stand 2.4.2003).

2002 im Mai kam die "Moshulu" vom glücklosen Pier 34 zurück zum Penn's Landing-Pier, 401 South Columbus Boulevard. Neuer Eigentümer wird Martin "Marty" Grims, der bereits mehrere Restaurants besitzt.

2003 am 1. Mai wurde das "Moshulu"-Schiffsrestaurant wieder eröffnet. Dafür wurden 150 Mitarbeiter gesucht, hauptsächlich Bedienung und Küchenpersonal, um die bis zu 1.000 Gäste zu versorgen. Die neu dekorierte "Moshulu" soll ganzjährig und jeden Tag geöffnet sein. Unter Deck gibt es einen großen Speisesaal sowie ein Speise-Cafe mit Bar. Auf Deck ist ein weiteres Speise-Cafe vorhanden, wo auch Unterhaltungs-Shows stattfinden können. Weitere Informationen sind bei der Telefon-Nummer USA-215-923-2500 zu erfragen.

2004 am 20. April (oder 18. April?) jährte sich der Stapellauf der Viermastbark "Moshulu" ex "Kurt" ex "Dreadnought" ex "Oplag" zum einhundertsten Male. Nun ist die "Moshulu" über 100 Jahre alt.

Fragen zur Geschichte der "Moshulu"

- Wer kann weitere Auskunft geben über das Schicksal der "Moshulu" in Norwegen ab 10.4.1940? Also über den Aufenthalt des Schiffes in Süd-Norwegen, den Schlepp bis nach Kirkenes an die Eismeer-Küste, das Schicksal in Kirkenes sowie den Schlepp von Kirkenes zurück bis zum Schiffbruch in der Bogen-Bucht bei Narvik im Jahre 1947 sowie die Folgezeit.

- Ebenfalls von Interesse ist die Beantwortung ähnlicher Fragen zum Schicksal des norwegischen Vollschiffes "Sørlandet" in der Zeit des zweiten Weltkrieges.

Natürlich freuen wir uns auch über Ergänzungen und Korrekturen zu unseren Angaben.

Alle Details, Berichte, Dokumente und Fotos sind willkommen.

Zusammenfassung

Insgesamt wird man feststellen, dass die "Moshulu" ein sehr bewegtes Dasein erfahren hat. Sie hat zwei Weltkriege, Angriffe von Flugzeugen und Schnellbooten, Minenfelder, Schiffbrüche, Strandung und Untergang sowie Feuersbrunst, Vandalismus und Verlust aller Masten mit der gesamten Takelage überstanden. Oft unansehnlich und gedemütigt als billiger Lagerraum benutzt, aber auch als stolzer Kap-Hoorn-Segler und piekfeines Spezialitäten-Restaurant. Die "Moshulu" hat unter wechselnden Namen dabei ein stolzes Alter von mittlerweile über 100 Jahren erlangt, und das in einem immer irgendwie schwimmenden Zustand.

Wer sich von den gewaltigen Dimensionen eines solchen Großseglers selber einen Eindruck verschaffen möchte, der besuche das Museumsschiff "Pommern" im Hafen von Mariehamn auf den Åland-Inseln, ebenfalls eine Viermastbark aus der Flotte von Gustaf Erikson, 1903 komplett aus Stahl gebaut und mit 95 Metern Länge etwas kleiner als die "Moshulu". Bei dieser Gelegenheit darf man es auf gar keinen Fall versäumen, das relativ kleine, aber sehr liebevoll gestaltete Seefahrtsmuseum (Sjöfartsmuseet) direkt bei der "Pommern" zu besuchen und für ein paar wenige Euro-Cents die imposante Sammlung vieler Großsegler-Schiffglocken von einem antiquierten Hammerwerk anschlagen zu lassen. Weitere Infos gibt es im Internet unter http://www.maritime-museum.aland.fi. Nur wenige Schritte vom Seefahrtsmuseum und der "Pommern" entfernt befindet sich das Gebäude der Gustav-Erikson-Reederei.

Quellen:

- Olsen, Ole: Østervik på 1900-talet, Mosuli (falscher Name). Artikel in: Fimbul Nr. 19. Evenes Bygdeboknemnd, 2000 (norwegisch)

- Erlandsen, Einar: "Moshulu" firemastbark av Mariehamn, Åland, Finnland. Artikel in: Fimbul Nr. 20. Evenes Bygdeboknemnd, 2001 (norwegisch)

 

Übersetzung und Bearbeitung: Roland Masslich

 

nach oben

 

[Navigations-Seite]

(Nur unterstrichene Seiten können aufgerufen werden)

[Segelschiff Moshulu]

[Schiffs-Daten] [Geschichte] [Moshulu in Nord-Norwegen im Winter 1942-1943] [Moshulu-Infos] [Quellen]

 

copyright www.70nord.de . all rights reserved . made by Roland Masslich . info@70nord.de